Sonntag, 15. März 2015
Friendly dental surgery
Dr. Thuthikaran zieht sich den grünen Chirurgen-Kittel über. Seine Assistentin reicht mir einen Schutzhandschuh. Ich liege auf einem Zahnarztstuhl und schaue den Implantologen fragend an. "Sie bekommen 10 % Rabatt, wenn Sie die Implantate selbst einschrauben", erklärt er mit seinem freundlichen verschmitzen Lachen. In 2 Vorgesprächen hat er mir alle Details des Eingriffs erklärt. Seit 5 Jahren ist er wieder zurück aus den USA. Das Gesundheitswesen dort sei "rotten". Dann diskutieren wir die lange Kette falscher US-Politik und unsinnigen militärischen Interventionen von Allende, Vietnam, bis Irak und dann noch Guantanamo und NSA. Wirverstehen uns.

Mit dem Spiegel erklärt er im Detail die einzelnen Schritte des Eingriffs. Vielleicht habe ich zu viel gefragt. Eigentlich wollte ich es gar nicht so genau wissen. Aber die Neugier siegt. Im Prinzip wie beim Heimwerker: freilegen, markieren, vorbohren, freibohren, Dübel einschrauben, fertig.

Nach einer halben Stunde darf ich essen, die pain killer brauche ich nicht, Schwellungen habe ich keine. Die Erfahrung von über 3000 Implantaten zeigt sich.

Die Kosten betragen ein Bruchteil des Kostenvoranschlag aus Stuttgart. Vielleicht wollte der heimatliche Dentist nicht nur meine Zähne sanieren...





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Samstag, 14. März 2015
Wo viel Licht ist...
Wo viel Licht ist...

„Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher“. Albert Einstein

4. Februar 1948, Colombo Lake House: Feierlich erklärt Lord Mountbatten Ceylon für unabhängig. Dem Juwel der britischen Krone wird eine glänzende Zukunft vorhergesagt. Die Infrastruktur ist hervorragend, die Alphabetisierung bei 90 %, die Produkte – Tee, Kautschuk, Gewürze, Edelsteine – sind auf dem Weltmarkt begehrt. Doch drei Politiker-Dynastien schaffen es, das Land zu verarmen und mehrfach an den Rand des Kollapses zu führen. Die ethnischen Konflikte erreichen eine ungeahnte Dimension.

Die britschen Kolonialherren perfektionierten ihr Grundprinzip „Divide et impera“ in Ceylon. Die Minderheit der Sri-Lanka-Tamilen wurde bevorzugt und als Verwaltungsbeamte eingesetzt. Nach der Unabhängigkeit schlug eine buddhistisch-nationalistische Mönchsbewegung zurück. Unter dem Vorwand der Stärkung des Theravada-Buddhismus wurde dieser zur alleinigen Staatsreligion erklärt, 1956 Singhalesisch zur einzigen Nationalsprache bestimmt und die Studienplätze allein nach Ethnienproporz und nicht nach den erzielten Leistungen verteilt. Rassistische Pogrome bis hin zum Schwarzen Juli 1983 als in Colombo tausende Tamilen vom singhalesischen Mob brutalst ermordert wurden, ganze Stadtviertel abgefackelt und geplündert wurden, waren die Folge. 1987 ging die Bibliothek in Jaffna in Flammen auf, der kulturelle Schatz der Tamilen, gespeichert auf Palmblättern, fiel den Flammen zum Opfer. Der Drahtzieher in der Regierung war bekannt, wurde jedoch nie belangt.

Vor diesem Hintergrund begann ein fast 30-jähriger Bürgerkrieg, brutal und unbarmherzig geführt von beiden Seiten. Erst chinesische Kredite und Waffen sorgten 2006 für eine singhalesische Übermacht und schließlich zur Liquidierung der militärischen und politischen Elite der „Tamil Tigers“ im Juni 2009 und geschätzten 50.000 Toten unter der tamilischen Zivilbevölkerung. Einer unabhängigen Untersuchung dieser Kriegsverbrechen durch die UNO verweigert sich die srilankische Regierung bis heute.

Mahinda Rajapaksa, der Präsident von 2005 – 2015, betrieb eine unversöhnliche Politik, besetzte weite Landstriche durch das Militär und schikaniert die Tamilen im Norden mit zahlreichen Check points und einer wirtschaftlichen Benachteiligung. Bis zum 15.1.2015 brauchten Ausländer eine Genehmigung wollten sie in den Norden reisen. Erst der neue Präsident Sirisena hob den Check Point auf der Straße im Norden auf. Zwei Wochen später jedoch wieder eingeführt auf Druck der Militärs. Wir konnten uns bei der Busreise persönlich davon überzeugen.

Das tropische Paradies hat tiefe gesellschaftliche Risse und ethnische Spannungen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es mit dem neuen Präsidenten. Ich werde es weiter verfolgen.









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Sinhala - eine Schrift wie ein Gemälde
17.30 Uhr im Bandaranaike Centre for Internatiotnal Studies. 12 students schauen sich etwas verlegen um. Es ist der erste Kurstag von "Sinhala for foreigners". Achintha Banadara bricht das Eis mit einer kleinen Vorstellungsrunde:
- Achintha,, der Kursleiter, ist Linguist und promoviert mit dem Thema "Portugiesich-Creole in Sri Lanka"
- Maude aus Frankreich unterrichtet Französisch am Institut francais
- Mohammed aus Sri Lanka, ein Software-Ingenieur, spricht nur Tamil und Englisch, braucht Sinhala für seine Kunden
- Danielle aus der Schweiz leitet ein Reisebüro in Colombo
- Marie aus Deutschland betreut die deutschen Gäste im Siddhalepa Resort
- Sunitha aus Sri Lanka ist Sekretärin und spricht nur Tamil und Englisch
- Hee Chun und Hyung Wang aus Korea sind Lehrerinnen
- Sue Chang aus China übersetzt bei einer Baufirma
- Claire aus Frankreich arbeitet bei der französischen Botschaft
- Gerhard aus Deutschland arbeitet für Manager ohne Grenzen







Am ersten Kurstag vertieft Achintha Fragen wie: Welche Sprachen gibt es in Sri Lanka? Wie sind síe nach Sri Lanka gekommen? Mit welchen Sprachen sind sie verwandt? Wo wird welche Sprache gesprochen? Vergleichende Linguistik ist eines meiner Steckenpferde. 2 Stunden hänge ich an seinen Lippen. Das waren mir schon die Kursgebühren wert. Und ich habe jemanden mit dem ich diskutieren kann.

Dann bringt er uns die Begrüßungen bei, führt in die Grammatik ein und erkärt die Struktur der Schrift, eine Abugida-Schrift, eine gemischte Buchstaben- und Silbenschrift. Das Erlernen ist Gehirn-Jogging pur.
Aber sobald man die Zeichen kennt, verwandeln sich die malerische Hyroglyphen in aussprechbare Worte.

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Montag, 9. März 2015
Ayurveda - Das Wissen vom Leben
Dr. Wichramasinghe fragt nach meiner Lieblingsfarbe, Hauttyp, Geschmacksvorlieben, etc. Dann untersucht sie Zunge und Augen und fühlt lange den Puls an verschiedenen Stellen. Ich bin bei einer ayurvedischen Ärztin im Siddhalepa Resort in Waduwa, etwa 40 km südlich von Colombo. Das Ergebnis: ich bin ein Kapha/Pitta-Typus mit einem zu dominanten Kapha-Anteil. Dieses Ungleichgewicht der Lebensenergien verursacht die zu hohen Cholesterinwerte. Sie empfiehlt eine einwöchige Ayurveda-Kur oder eine zweiwöchige Pancakarma-Behandlung. Daneben bekomme ich einen Diätplan: kein Fleisch, wenig weißen Reis und Weißbrot, aber viel Fisch, Obst und Gemüse. Abends möglichst wenig essen und Alkohol: „only little“. Das „little“ vertiefe ich lieber nicht... Sie nimmt sich einfach viel Zeit, beantwortet geduldig und gelassen alle Fragen. Etwas mehr Zeit für die Patienten und weniger Apparate-Medizin würde unserem entgleisten Gesundheitssystem sicher auch gut tun. Ich bekomme einige ayurvedische Heilmittel verschrieben, die ich gewissenhaft einnehme. Nach 4 Wochen mache ich einen Bluttest: die Cholesterinwerte haben sich drastisch verbessert. Bin gespannt auf die Werte nach meiner Rückkehr.







 

Das Siddhalepa-Resort liegt direkt am Meer, schönes Ambiente, die Zimmer stilvoll, die Atmosphäre kurmäßig. Das ayurvedische Buffet bietet eine große Auswahl und es schmeckt vorzüglich. Trotzdem fühle ich mich beim Probetag im Resort nicht richtig wohl. Über 50 % der Gäste sind aus dem deutschsprachigen Raum, sind mir vielleicht zu viele auf einem Fleck hier in Sri Lanka.









Im Ayurveda-Laden kaufe ich noch das berühmte Siddhalepa-Balsam. Es duftet wie Olpaz und ist eine uralte Geheimmixtur. Es hilft bei so ziemlich allen Wehwehchen: Mosquitostichen, Kopf- und Halsschmerzen, Husten, Schnupfen, Glieder- oder Muskelbeschwerden und verhindert den Angriff von Mosquitos und Blutegel.



Bei der Auswahl einer Ayurveda-Behandlung verlasse ich mich auf die Empfehlung von Hratch, einem armenischen Arzt, der jedes Jahr nach Sri Lanka kommt. Seine Liste mit guest houses, Ayurveda-Zentren, Top-Sehenswürdigkeiten ist unbezahlbar und hatte ich die letzten Wochen immer im Auge. So komme ich auch nach Mirissa mit der wunderschönen Bucht und dem Ayurveda Sky Garden. Bei der Konsultation mit dem ayurvedischen Arzt ist das Ergebnis ähnlich wie zuvor. Ich beginne eine 3 tägige Ayurveda-Probekur: morgens Yoga, vormittags und nachmittags Behandlung, abends Meditation. Dazwischen ayurvedische Tees und gesunde Ernährung in entspannter Atmosphäre bei Meeresrauschen. Die Massagen und Behandlungen sind wohltuend, um es gelinde auszudrücken. Insbesondere Shirodara, der Stirnguss, hat es mit angetan. Kommt der warme Ölstrahl an einen Punkt an der linken Schläfe durchströmt mich das Gefühl unendlicher Zufriedenheit... Ich komme garantiert wieder!



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