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Sonntag, 25. Januar 2015
Dry Day
gerhard.srilanka, 14:01h
09.01.2015 02:12 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, President's House
Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse erhält eine niederschmetternde Nachricht. Die Präsidentenwahl ist verloren. Er hatte die Wahl um 2 Jahre vorgezogen, da seine Beliebtheit durch Korruptionsskandale stark gelitten hatte. Er war der Held, der den fast 30 jährigen Bürgerkrieg beendete. Das dankten ihm noch große Teile der Bevölkerung. Und ein überzeugender Gegenkandidat war nicht in Sicht. Der Wahlsieg erschien ihm sicher.
Er ruft seinen Vertrauten an, Chief Justice Mohan Peiris. Vor einem Jahr erst ernannt. Durch ein umstrittenes Amtsenthebungsverfahren hatte die Vorgängerin, Shirani Bandaranayake, das Amt verloren. Sie hatte es gewagt eine 3. Amtszeit von Rajapaksa als verfassungswidrig zu erklären. Rajapaksa und Peiris entwickeln eine perfide Strategie um an der Macht zu bleiben: Rajapaksa ruft den Notstand aus, Elitetruppen umstellen das zentrale Wahlbüro, die Wahl wird für ungültig erklärt, Rajapaksa verbleibt auch formal juristisch noch 2 Jahre im Amt.
09.01.2015 00:42 h Ortszeit Dubai, Terminal 3, International Airport
Der Weiterflug nach Colombo geht erst um 2:45 h. Nach dem 6 h Flug Frankfurt – Dubai tut es gut sich zu bewegen. Nach deutscher Zeit ist es noch keine 22 h. Keine Müdigkeit in Sicht. Wie lange braucht man von einem Terminalende zum anderen? Eine gigantische Halle, vorbei an einer schier endlosen Kette von Duty-Free-Geschäften und Restaurants und einer automatisierten Paßkontrolle. In Frankfurt gab es das auch. 3 Schleusen nebeneinander. Kein Mensch benützt die. Neugierig wie ich bin, stecke ich den Paß in einen Schlitz. Ich spüre förmlich wir sich die Rechner von BND, NSA und GCHQ auf die Daten stürzen. Zischend öffnet sich die erste Türe. Ich warte, fühle mich eingesperrt. Nichts passiert, eine gefühlte Ewigkeit lang. Kein Mensch rechts und links. Nur der Beamte am Schalter gegenüber hat ein undefinierbares Schmunzeln auf den Lippen. Vielleicht muss man die zweite Türe mechanisch öffnen. Entschlossen drücke ich dagegen. Ein Alarmsignal schrillt, zwei Sicherheitsmänner stürzen herbei. Kurz denke ich: Habe ich mich blöd angestellt? Kann eigentlich nicht sein... Statt mich zu entschuldigen, mache ich den Wachleuten Vorwürfe: Was in der Schleuse erwartet wird, ist überhaupt nicht zu erkennen. Sie sollen einen Verbesserungsvorschlag einreichen. Der Zollbeamte pfichtet mir bei, ich bin bei Weitem nicht der erste. Dubai macht es besser. Dort sind auf dem Boden 2 Fußabdrücke skizziert und ein großer Hinweis blinkt auf: Bitte 3 Sekunden in diese Kamera schauen!
Nach 30 Minuten ist die andere Seite des Terminals erreicht. Ein Flughafen größer als Frankfurt und Sitz von Emirates. Er ist schon wieder zu klein. Draußen in der Wüste entsteht der größte Flughafen der Welt: Dubai World Central Airport mit einer Kapazität von 160 Millionen Passagieren. Bis 2017 hat Emirates 140 A380 in der Flotte. Der Riesenflieger bietet Platz für bis zu 850 Passagieren.

Bei anderen Fluggesellschaften setzt sich der Riesenvogel einfach nicht durch. Die Verkaufsprognosen werden nicht erreicht. Wahrscheinlich wird die Produktion eingestellt. Leider ein Triumpf für Boeing. Deren Marketingstrategen scheinen Recht zu bekommen. Die Passagiere meiden die überlasteten Großflughäfen wie London, Frankfurt, Tokio, New York und bevorzugen Direktverbindungen wie Stuttgart – Abu Dhabi, Hamburg – New York oder Düsseldorf – Dubai. Der erste Flug im A380 war eindrucksvoll. Ganz vorne ist nur wenig von den Triebwerken zu hören, der Gang wirkt breiter als bei anderen Großflugzeugen, das Raumgefühl ist angenehmer. Die Fenster sind größer, die Flugzeugwandung wirkt doppelt so dick wie sonst. Der Service bei Emirates ist ausgesprochen gut, das Essen schmackhaft und der Rioja auch nicht schlecht. Der Sitzabstand sehr komfortabel. 1000 Filme, 1000 CDs, freier Internetzugang – nicht schlecht. Und sogar gute Filme: „Das Leben des Pi“ ein umwerfender Film. Ein indischer Junge zusammen mit einem bengalischen Tiger auf einem Rettungsboot allein in der Weite des Pazifik. Ausgesprochen sehenswert.
09.01.2015 05:00 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, President's House
Rajapaksas jüngerer Bruder, seines Zeichens Parlamentspräsident, sein älterer Bruder, ein machthungriger stellvertretender Verteidigungsminister, sitzen zusammen. Der Premierminister und der Generalbundesanwalt sind einbestellt. Ein unfassbarer Vorgang: die Generäle der Armee weigern sich Truppen einzusetzen! Eine Eliteeinheit, so was wie eine Leibgarde, könnte jedoch eingesetzt werden. Ein Blutbad wäre unausweichlich. Telefongespräche mit Ban Ki-moon und dem US-Außenminister, John Kerry, stehen an. Rajapaksa klammert sich verzeifelt an die Macht.
Zur gleichen Zeit: Emirates Flug EK650 von Dubai nach Colombo. Nach der inneren Uhr ist es Mitternacht. Ich möchte ins Bett und schlafen. Ob ich etwas Trinken will? Okay, Wasser und etwas Rioja zum Einschlafen. Ans Einschlafen ist jedoch nicht zu denken: Essensduft, Geschirrklappern, Unruhe. Okay, dann eine Kleinigkeit Essen. Neben mir sitzt ein Ehepaar aus Huntington Beach bei Los Angeles. Sie sind Burgher, Nachfahren europäischer Kolonialisten und einheimischen Frauen. Vor 30 Jahren ausgewandert, seit 20 Jahren waren sie nicht mehr in Sri Lanka. Der Smalltalk mit Sue während des Essens ist oberflächlich. Doch dann erzählt sie von ihrer Schwester, die im Innenministerium in Colombo arbeitet. Sie hatte dringend davor gewarnt am 9.1.2015, am Tag nach der Präsidentenwahl nach Colombo zu kommen. Militär überall, Straßensperren, extensive Fahrzeug- und Personenkontrollen, eine Ausgangssperre seien zu erwarten. Na ja, denke ich mir, im Internet hat sich das ganz anders dargestellt. Rajapakse gewinnt sicher die Wahl und die Misere geht weiter. Das Tablett ist abgeräumt, Sue's Mann schläft und sie beginnt unvermittelt die abenteuerliche Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Ich sage nur hmm, aha, oje und höre gespannt zu. An Schlafen ist nicht zu denken...
09.01.2015 06:55 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, President's House
Rajapakse lässt Einpacken: Aktenordner, Laptop, Computer, Andenken. Kurz darauf verlässt er seine Residenz. Eine Traube Journalisten, Fernsehkameras halten diesen Augenblick fest. Der Auszug bedeutet: Rajapakse erkennt die Wahl an. Er gibt auf.
09.01.2015 08:45 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, Bandaranaike International Airport
Der Flug hatte 15 Minuten Verspätung. An der Paßkontrolle stehen 3 vor mir. Nach ein paar Minuten bin ich durch. Nicht schlecht. Auf dem Laufband zieht schon mein Koffer seine Runden. Nicht schlecht. Am Zoll, an einer Wand voller Namensschilder vorbei, direkt zum Ausgang. Ich schaue auf die Uhr: 9:05 h. Da kommt auch schon Oskar, mein Abholer, auf mich zu. Mit seinem abenteuerlichen Gefährt geht es über die leere Autobahn Richtung Colombo. Er ist voll überschäumender Freude. Seit 10 Jahren lebt er jetzt in Sri Lanka. Der schönste Tag seither. Der korrupte diktatorische Präsident ist völlig unerwartet abgewählt worden. Eine friedliche Revolution mit dem Stimmzettel. Ein historischer Augenblick für Sri Lanka. Wegen der Wahlen ist heute Feiertag. Aus Angst traut sich kaum jemand auf die Straße. Die Stadt wirkt verlassen, erstarrt. Sämtliche Rajapakse Billboards sind verschwunden. Jeder Bus hatte bisher ein Rajapakse Poster. Auch diese verschwunden.
Oskar zeigt mir das Büro, das ich mitbenutzen kann. Geräumig, aber noch nicht fertig. Weiter geht es zur Vermieterin, die mir 2 Optionen anbietet: In einem schönen großen Haus, ein Zimmer mit AC, Balkon, Fan und großem Bad mit warmem Wasser. Aber noch eine Großbaustelle oder ein Apartment, das erst noch aufgeräumt werden muss. No problem. 4 Jahre Indien und nichts kann mich mehr erschüttern. Ich entscheide mich für das gemütliche Apartment ohne warmes Wasser. Bei den Temperaturen sicher zu verschmerzen.
Um die Zeit zu überbrücken, zeigt mir Oskar Colombo. Wir fahren ans Meer, nach Mount Levinia. Die ehemalige Residenz des Govereurs von Sri Lanka ist seit 1947 ein 5 Sterne Hotel. Es strahlt noch immer diese koloniale Atmosphäre aus. Das lunch buffet ist aufgebaut. Nach dem vielen Flugzeugessen habe ich noch keinen Hunger. Alles sieht sehr lecker aus, die Auswahl überreichlich. Vorbei am Pool, einer schönen Terrasse und einem exotischen Garten erreichen wir den Strand. Es ist heiß. Ein kleiner Unterschied von 30 Grad zu den heimatlichen Temperaturen. Die Brandung ist laut, eine rote Fahne flattert im auffrischenden Wind. Wir setzen uns in den Schatten, der tiefblaue indische Ozean vor mir. Die Kehle ist ausgedörrt, die Salzluft tut ein übriges. Vor meinem geistigen Auge wird eiskaltes Bier eingeschenkt. Sofort beschlägt es sich und es bilden sich kleine Tropfen. Ich muss leer schlucken. Die Bedienung kommt. „Beer, please“, bestelle ich voll Vorfreude. „Sorry, Sir, today no alcohol. It's a dry day“. Oskar klärt mich auf: Nach Wahlen ist Alkoholverbot, um die Lage friedlich zu halten. Der Verzicht fällt leicht, bricht für dieses kleine tropische Eiland doch eine neue Zeit an. Und ich bekomme das alles live mit. Was werden die nächsten 10 Wochen wohl alles mit sich bringen?

Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapakse erhält eine niederschmetternde Nachricht. Die Präsidentenwahl ist verloren. Er hatte die Wahl um 2 Jahre vorgezogen, da seine Beliebtheit durch Korruptionsskandale stark gelitten hatte. Er war der Held, der den fast 30 jährigen Bürgerkrieg beendete. Das dankten ihm noch große Teile der Bevölkerung. Und ein überzeugender Gegenkandidat war nicht in Sicht. Der Wahlsieg erschien ihm sicher.
Er ruft seinen Vertrauten an, Chief Justice Mohan Peiris. Vor einem Jahr erst ernannt. Durch ein umstrittenes Amtsenthebungsverfahren hatte die Vorgängerin, Shirani Bandaranayake, das Amt verloren. Sie hatte es gewagt eine 3. Amtszeit von Rajapaksa als verfassungswidrig zu erklären. Rajapaksa und Peiris entwickeln eine perfide Strategie um an der Macht zu bleiben: Rajapaksa ruft den Notstand aus, Elitetruppen umstellen das zentrale Wahlbüro, die Wahl wird für ungültig erklärt, Rajapaksa verbleibt auch formal juristisch noch 2 Jahre im Amt.
09.01.2015 00:42 h Ortszeit Dubai, Terminal 3, International Airport
Der Weiterflug nach Colombo geht erst um 2:45 h. Nach dem 6 h Flug Frankfurt – Dubai tut es gut sich zu bewegen. Nach deutscher Zeit ist es noch keine 22 h. Keine Müdigkeit in Sicht. Wie lange braucht man von einem Terminalende zum anderen? Eine gigantische Halle, vorbei an einer schier endlosen Kette von Duty-Free-Geschäften und Restaurants und einer automatisierten Paßkontrolle. In Frankfurt gab es das auch. 3 Schleusen nebeneinander. Kein Mensch benützt die. Neugierig wie ich bin, stecke ich den Paß in einen Schlitz. Ich spüre förmlich wir sich die Rechner von BND, NSA und GCHQ auf die Daten stürzen. Zischend öffnet sich die erste Türe. Ich warte, fühle mich eingesperrt. Nichts passiert, eine gefühlte Ewigkeit lang. Kein Mensch rechts und links. Nur der Beamte am Schalter gegenüber hat ein undefinierbares Schmunzeln auf den Lippen. Vielleicht muss man die zweite Türe mechanisch öffnen. Entschlossen drücke ich dagegen. Ein Alarmsignal schrillt, zwei Sicherheitsmänner stürzen herbei. Kurz denke ich: Habe ich mich blöd angestellt? Kann eigentlich nicht sein... Statt mich zu entschuldigen, mache ich den Wachleuten Vorwürfe: Was in der Schleuse erwartet wird, ist überhaupt nicht zu erkennen. Sie sollen einen Verbesserungsvorschlag einreichen. Der Zollbeamte pfichtet mir bei, ich bin bei Weitem nicht der erste. Dubai macht es besser. Dort sind auf dem Boden 2 Fußabdrücke skizziert und ein großer Hinweis blinkt auf: Bitte 3 Sekunden in diese Kamera schauen!
Nach 30 Minuten ist die andere Seite des Terminals erreicht. Ein Flughafen größer als Frankfurt und Sitz von Emirates. Er ist schon wieder zu klein. Draußen in der Wüste entsteht der größte Flughafen der Welt: Dubai World Central Airport mit einer Kapazität von 160 Millionen Passagieren. Bis 2017 hat Emirates 140 A380 in der Flotte. Der Riesenflieger bietet Platz für bis zu 850 Passagieren.

Bei anderen Fluggesellschaften setzt sich der Riesenvogel einfach nicht durch. Die Verkaufsprognosen werden nicht erreicht. Wahrscheinlich wird die Produktion eingestellt. Leider ein Triumpf für Boeing. Deren Marketingstrategen scheinen Recht zu bekommen. Die Passagiere meiden die überlasteten Großflughäfen wie London, Frankfurt, Tokio, New York und bevorzugen Direktverbindungen wie Stuttgart – Abu Dhabi, Hamburg – New York oder Düsseldorf – Dubai. Der erste Flug im A380 war eindrucksvoll. Ganz vorne ist nur wenig von den Triebwerken zu hören, der Gang wirkt breiter als bei anderen Großflugzeugen, das Raumgefühl ist angenehmer. Die Fenster sind größer, die Flugzeugwandung wirkt doppelt so dick wie sonst. Der Service bei Emirates ist ausgesprochen gut, das Essen schmackhaft und der Rioja auch nicht schlecht. Der Sitzabstand sehr komfortabel. 1000 Filme, 1000 CDs, freier Internetzugang – nicht schlecht. Und sogar gute Filme: „Das Leben des Pi“ ein umwerfender Film. Ein indischer Junge zusammen mit einem bengalischen Tiger auf einem Rettungsboot allein in der Weite des Pazifik. Ausgesprochen sehenswert.
09.01.2015 05:00 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, President's House
Rajapaksas jüngerer Bruder, seines Zeichens Parlamentspräsident, sein älterer Bruder, ein machthungriger stellvertretender Verteidigungsminister, sitzen zusammen. Der Premierminister und der Generalbundesanwalt sind einbestellt. Ein unfassbarer Vorgang: die Generäle der Armee weigern sich Truppen einzusetzen! Eine Eliteeinheit, so was wie eine Leibgarde, könnte jedoch eingesetzt werden. Ein Blutbad wäre unausweichlich. Telefongespräche mit Ban Ki-moon und dem US-Außenminister, John Kerry, stehen an. Rajapaksa klammert sich verzeifelt an die Macht.
Zur gleichen Zeit: Emirates Flug EK650 von Dubai nach Colombo. Nach der inneren Uhr ist es Mitternacht. Ich möchte ins Bett und schlafen. Ob ich etwas Trinken will? Okay, Wasser und etwas Rioja zum Einschlafen. Ans Einschlafen ist jedoch nicht zu denken: Essensduft, Geschirrklappern, Unruhe. Okay, dann eine Kleinigkeit Essen. Neben mir sitzt ein Ehepaar aus Huntington Beach bei Los Angeles. Sie sind Burgher, Nachfahren europäischer Kolonialisten und einheimischen Frauen. Vor 30 Jahren ausgewandert, seit 20 Jahren waren sie nicht mehr in Sri Lanka. Der Smalltalk mit Sue während des Essens ist oberflächlich. Doch dann erzählt sie von ihrer Schwester, die im Innenministerium in Colombo arbeitet. Sie hatte dringend davor gewarnt am 9.1.2015, am Tag nach der Präsidentenwahl nach Colombo zu kommen. Militär überall, Straßensperren, extensive Fahrzeug- und Personenkontrollen, eine Ausgangssperre seien zu erwarten. Na ja, denke ich mir, im Internet hat sich das ganz anders dargestellt. Rajapakse gewinnt sicher die Wahl und die Misere geht weiter. Das Tablett ist abgeräumt, Sue's Mann schläft und sie beginnt unvermittelt die abenteuerliche Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Ich sage nur hmm, aha, oje und höre gespannt zu. An Schlafen ist nicht zu denken...
09.01.2015 06:55 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, President's House
Rajapakse lässt Einpacken: Aktenordner, Laptop, Computer, Andenken. Kurz darauf verlässt er seine Residenz. Eine Traube Journalisten, Fernsehkameras halten diesen Augenblick fest. Der Auszug bedeutet: Rajapakse erkennt die Wahl an. Er gibt auf.
09.01.2015 08:45 h Ortszeit Colombo, Sri Lanka, Bandaranaike International Airport
Der Flug hatte 15 Minuten Verspätung. An der Paßkontrolle stehen 3 vor mir. Nach ein paar Minuten bin ich durch. Nicht schlecht. Auf dem Laufband zieht schon mein Koffer seine Runden. Nicht schlecht. Am Zoll, an einer Wand voller Namensschilder vorbei, direkt zum Ausgang. Ich schaue auf die Uhr: 9:05 h. Da kommt auch schon Oskar, mein Abholer, auf mich zu. Mit seinem abenteuerlichen Gefährt geht es über die leere Autobahn Richtung Colombo. Er ist voll überschäumender Freude. Seit 10 Jahren lebt er jetzt in Sri Lanka. Der schönste Tag seither. Der korrupte diktatorische Präsident ist völlig unerwartet abgewählt worden. Eine friedliche Revolution mit dem Stimmzettel. Ein historischer Augenblick für Sri Lanka. Wegen der Wahlen ist heute Feiertag. Aus Angst traut sich kaum jemand auf die Straße. Die Stadt wirkt verlassen, erstarrt. Sämtliche Rajapakse Billboards sind verschwunden. Jeder Bus hatte bisher ein Rajapakse Poster. Auch diese verschwunden.
Oskar zeigt mir das Büro, das ich mitbenutzen kann. Geräumig, aber noch nicht fertig. Weiter geht es zur Vermieterin, die mir 2 Optionen anbietet: In einem schönen großen Haus, ein Zimmer mit AC, Balkon, Fan und großem Bad mit warmem Wasser. Aber noch eine Großbaustelle oder ein Apartment, das erst noch aufgeräumt werden muss. No problem. 4 Jahre Indien und nichts kann mich mehr erschüttern. Ich entscheide mich für das gemütliche Apartment ohne warmes Wasser. Bei den Temperaturen sicher zu verschmerzen.
Um die Zeit zu überbrücken, zeigt mir Oskar Colombo. Wir fahren ans Meer, nach Mount Levinia. Die ehemalige Residenz des Govereurs von Sri Lanka ist seit 1947 ein 5 Sterne Hotel. Es strahlt noch immer diese koloniale Atmosphäre aus. Das lunch buffet ist aufgebaut. Nach dem vielen Flugzeugessen habe ich noch keinen Hunger. Alles sieht sehr lecker aus, die Auswahl überreichlich. Vorbei am Pool, einer schönen Terrasse und einem exotischen Garten erreichen wir den Strand. Es ist heiß. Ein kleiner Unterschied von 30 Grad zu den heimatlichen Temperaturen. Die Brandung ist laut, eine rote Fahne flattert im auffrischenden Wind. Wir setzen uns in den Schatten, der tiefblaue indische Ozean vor mir. Die Kehle ist ausgedörrt, die Salzluft tut ein übriges. Vor meinem geistigen Auge wird eiskaltes Bier eingeschenkt. Sofort beschlägt es sich und es bilden sich kleine Tropfen. Ich muss leer schlucken. Die Bedienung kommt. „Beer, please“, bestelle ich voll Vorfreude. „Sorry, Sir, today no alcohol. It's a dry day“. Oskar klärt mich auf: Nach Wahlen ist Alkoholverbot, um die Lage friedlich zu halten. Der Verzicht fällt leicht, bricht für dieses kleine tropische Eiland doch eine neue Zeit an. Und ich bekomme das alles live mit. Was werden die nächsten 10 Wochen wohl alles mit sich bringen?


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