Dienstag, 17. März 2015
Der heilige Berg Sri Lankas - Adam's Peak
3.30 Uhr nachts. Wir sitzen in einem zugigen Teashop, verschwitzt, müde, hungrig. Seit 2 Uhr sind wir unterwegs, 500 Höhenmeter und 1500 Stufen hinter uns. Aber es ist erst die Hälfte geschafft, der steile Anstieg steht uns noch bevor. Warum nur habe ich mich überreden lassen? Zwei erholsame Tage in Kandy, entspannt am Pool abhängen und chillen, etwas schwimmen, lesen, einkaufen und ein Weißbier in der Slightly Chilled Lounge, so hatte ich es geplant. Aber Pierre aus Luzern schwärmte vom Adam's Peak, und einer symbolträchtigen Pilgertour. Pierre ist gut ausgerüstet: feste Wanderschuhe, warme Wanderhose, Funktionswäsche und einen gefütterten Anorak, dazu Stirnlampe, Taschenlampe und Batterien. Fehlen nur Steigeisen und Schneeschuhgamaschen, denke ich schmunzelnd. Mit einfachen Tevas, einer dünnen Dreiviertelhose, einem T-shirt und Hemd sowie dem zusammengefalteten Regenschutz, halte ich dagegen. Eisige 10 Grad sollen es auf dem Gipfel in 2246 m Höhe sein und die Kälte kämpft sich schon vor.





Nach zwei Tassen übersüßtem Milchtee, einer Packung Keks und der ansteckenden fröhlichen Stimmung der Pilger fällt der weitere Aufstieg auf einmal leicht. Ich komme gewaltig ins Schwitzen, bin eher froh über den kühlen Wind. Der Weg ist durchgehend beleuchtet, die Pilger laufen barfuß oder mit Badelatschen. Vom Neugeborenen bis zum Greis, alles ist unterwegs und kämpft sich Stufe um Stufe nach oben. Am Schlussanstieg wird das Gedränge groß. An Wochenenden und noch schlimmer an Vollmondtagen herrscht hier ein unbeschreibliches Chaos, der Aufstieg dauert doppelt so lange, die guten Plätze zum Fotografieren sind vergeben. Wir sind locker um 5.30 Uhr oben, hinter schützenden Mauern mit vergoldeten Pfeilern und warten gespannt.









Um 6.11 Uhr blinzelt der erste Sonnenstrahl. „Hari, hari, hari“, rufen die Gläubigen, Glocken läuten, viele Chanten und bejubeln den Sonnenaufgang, eine ergreifende Stimmung. Wir drängeln uns noch auf die Westseite um den berühmten kegelförmigen Schatten des Adam's Peak zu bewundern. Der eigentliche Grund für den mühevollen Aufstieg ist eine ca. 2 m lange Vertiefung im Fels oben auf dem Gipfel behütet durch einen kleinen Tempel. Buddhisten halten das für Buddhas Fußabdruck, für Hindus war es Shiva, für Muslims Adam und für die katholischen Portugiesen der Apostel Thomas. Ein schönes Symbol wie einträchtig die vier Weltreligionen auskommen können. Oberhalb des Gipfels auf der Metaebene verschwinden dann die Unterschiede vollens.