Montag, 2. März 2015
Leoparden und Blutegel – In the Knuckles Mountain Range
Im Zentrum von Sri Lanka liegt das Knuckles Forest Reserve. Aus der Ferne sehen die vier dominanten Hügel aus wie die Fingerknöchel (Knuckles). Eine Rundwanderung mit phantastischen Ausblicken verspricht Lonely Planet. Nach dem Entrichten eines Obulus mache ich mich mit einem Führer auf den Weg. Er ist Tamile und spricht spärlich Englisch. Seine 3 Hunde begleiten uns. Er trägt Badelatschen und ich neue Wanderschuhe. Mit einer Spüli-Lösung reibt er seine Füße und meine Schuhe ein. Das hält die Blutegel ab, verspricht der Parkaufseher. Wir sind auf 1400 Höhenmeter, bewölkter Himmel, 20 Grad, ideales Wanderwetter und kein Mensch zu sehen. Kommt mir doch etwas seltsam vor. Denn es ist landschaftlich phantastisch.









Nach einigen Kilometern deutet Anjan, der Guide, auf Exkremente: „Leopard, baby leopard“, meint er bedeutungsvoll. Naja, ein Touristenmärchen, denke ich. Wie ich später bei Wikipedia und im Reiseführer nachlese, gibt es tatsächlich zahlreiche Leoparden in diesem Naturschutzgebiet. Vor 2 Tagen haben sie einen Büffel gerissen, erklärt Anjan. Nur ein Bein ist übrig. Sie seien sehr menschenscheu, irgendwie beruhigend.





Gieriger dagegen sind die Blutegel. Nicht die kleinen schwarzen medizinischen Blutegel, die im Wasser leben, sondern 3 – 4 cm lange Tausendfüßler, die auf ein Opfer warten. Vibrationen und Schweißgeruch ziehen sie magisch an. Sobald man stehen bleibt zum Fotographieren, kommen sie angerückt wie die Lemminge. Einer hat es bis unterhalb des Hosenreißverschluss geschafft, zur Hälfte ist er eingedrungen, doch gekonnt reißt Anjan den Blutsauger zurück, bevor er ein feucht-warmes Plätzchen findet. Ein Kleinvampir versucht sich durch die Schuhe zu fräsen, etwas Spüli-Lösung hält ihn vom weiteren Eindringen ab. In Minuten haben diese Blutsauger selbst die dicke Haut eines Büffels durchdrungen. Sie haben einen dreigliedrigen Kiefer mit Calcit-Zähnchen, scharf wie Diamant. Also immer in Bewegung bleiben, dann kann ja nichts Schiefgehen. Ein Blutegel hat es jedoch geschafft: Zuerst injiziert er ein schmerzstillendes Mittel, so dass man nichts spürt. Dann einen Gerinnungshemmer, damit das Blut auch ordentlich fließt. Ansteckende Krankheiten übertragen sie nicht. Beruhigend. Die alten Rezepte, wie Feuer oder Salz lassen das Tierchen abfallen, jedoch können sich im Todeskampf Zähnchen in der Wunde verhaken, die zu Entzündungen führen. Besser: Einfach abwarten, wenn sie genug haben, fallen sie von alleine ab. Die Mahlzeit reicht für ein halbes Jahr. Der Insidertipp, um diese Attacken zu vermeiden: für den Guide eine Prämie aussetzen ohne Blutung die Wanderung zu überstehen oder einen kostenlosen Aderlass in Kauf nehmen. Letztendlich haben 3 Blutsauger ihr Ziel erreicht. Anjan kam ungeschoren davon. Er spürt rechtzeitig den Blutegel und muss nicht fotographieren...